Provenienzerschliessung im OPAC
Die Erschließung der Herkunft (Provenienz) von Büchern bildet neben der Formal- und der Sacherschließung eine dritte Ebene der bibliothekarischen Verzeichnung.
Es werden Vorbesitzer und Nutzungsgeschichte einzelner Werke wie auch gesamter Büchersammlungen dokumentiert. Ausgangspunkte sind zum einen physische Spuren in den Büchern selbst (Besitz- und Nutzungsmerkmale, z.B. Exlibris, Stempel, Notizen), zum anderen sekundäre Informationen über die Herkunft (außerhalb der Bücher liegende Quellen, z.B. Bestandskataloge).
Ziel der Provenienzerschließung ist die Bereitstellung von Informationen für die historischen Wissenschaften wie z.B. die Buch- und Bibliotheksgeschichte, Wissenschaftshistorie und Kirchengeschichte. Fragestellungen der NS-Raubgut-Forschung können hinzutreten.
Im Online-Katalog (OPAC) der Diözesanbibliothek werden Provenienzen seit Februar 2016 standardisiert erfasst:
- Eine oder mehrere Provenienz-Schlagwortketten im Titeldatensatz signalisieren in normierter Form das Vorhandensein von Herkunftsinformationen. Eingeleitet durch "Provenienz:" verweisen sie auf Personen und Institutionen sowie Herkunft und Herkunftsmerkmale, die mit dem kontrollierten Vokabular des Thesaurus der Provenienzbegriffe (T-PRO) beschrieben werden.
- Im Exemplardatensatz werden innerhalb der Beschreibung die Provenienzdaten in einer gemischten Norm-/Vorlagenform wiedergegeben. Hier folgen auf die Einleitung "Provenienz:" Begriffe aus dem T-PRO zur Benennung des Sachverhalts, bei Spuren im Buch schließt sich der Wortlaut gemäß Vorlage an (ggf. in gekürzter Form).
Hinweise zur Suche:
- Die Provenienz-Schlagwörter können sowohl über die "Einfache Suche" als auch über "Mehrere Felder" und "Komplexe Suche" (jeweils Feld "Schlagwort") oder "Experten-CCL" (Kommando "SWT = ") recherchiert werden. Eine kombinierte Suche mit Formal- und Sachbegriffen ist möglich. Es bietet sich in jedem Fall die Eingabe des Wortes "Provenienz" an.
- Den Exemplardatensatz erreichen Sie von der Titelaufnahme aus durch Anklicken des Begriffs "Bestand" im unteren Bereich auf der linken Seite. In der "Liste der Exemplare" können Sie erkennen, auf welche Signatur sich die Provenienzinformationen beziehen.
Beispiele:
- Bücher aus dem Vorbesitz des Domchordirektors Hubert Leiwering (1886-1976) können Sie über die "Einfache Suche" mit den Begriffen "Provenienz Leiwering" recherchieren. Beim Titel "Orgeln im Bremer Dom" von Fritz Piersig und Richard Liesche (1939) werden Sie im Exemplardatensatz einen wörtlichen Kommentar Leiwerings zur großen Bremer Domorgel finden.
- Interessieren Sie sich für Nutzungs- und Handelswege von historischen Büchern, führt Sie z.B. die Begriffsverknüpfung von "Provenienz Bibliotheksexemplar" oder "Provenienz Auktionsexemplar" zu Werken mit entsprechenden Nachweisen. Kombiniert werden Ihnen beide Merkmale etwa bei den Bänden der "Synopsis Theologiae Practica" von Jean Baptiste Taverne (1698) begegnen; sie befanden sich zunächst in Privatbesitz und gelangten 1768 über eine Auktion in die Büchersammlung der Fundatio Critiniana oder Kridtschen Stiftung, einer Studienstiftung für Theologiestudenten des Münsteraner Weihbischofs Johannes Kridt (gest. 1577).